Quelle: taz vom 20.8.2016

Den Beruf gibt es hier nicht

Ein Syrer, der viele Handwerke beherrscht, dies aber nicht belegen kann: Wie kann man das in die Sprache deutscher Jobcenter übersetzen?

HANNOVER/WENNIGSEN taz | Am Tisch sitzt ein schmaler Mann mit grauem Haarkranz und Karohemd. Er hat den Blick auf das Papier vor sich gesenkt, auf Worte in einer Sprache, die er nicht versteht: „Kompetenzerhebung von Asylbewerbern“. Neben ihm seine Frau, die zwei Kinder. Er denkt eine Weile nach. Die Sache ist ihm wichtig, er will nichts Falsches sagen. Gegenüber sitzt eine wasserstoffblonde junge Frau. Sie dreht den Kugelschreiber in ihrer Hand und wartet.

Die Fragebögen wurden so oft kopiert, dass der Druck unscharf geworden ist. „Gewünschter Beruf“ steht da ganz am Anfang. Mehrdad Khorazani spricht leise Persisch, Omid, sein Sohn, lehnt sich vor, um ihn zu verstehen, er übersetzt auf Englisch: „Elektrotechniker. Agraringenieur. Oder was mit Computern. Er kann auch Sicherheitskameras und Löschanlagen installieren.“

„Hm“, sagt Tanja Losonc, die Leiterin des Heims, in dem die Khorazanis wohnen. „Vielleicht machen wir erst mal mit den Qualifikationen weiter.“

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